Viel Leben im Haus - schon immer

Unserem Haus haben wir den Namen des Breberener Pfarrpatrons St. Maternus gegeben. Er wacht über dieses Haus und seine Bewohner, und auf wen er da in der Vergangenheit so alles aufpassen musste, möchten wir Ihnen kurz erzählen.

An der Stelle, an der heute das Haus der Maternus-Hausgemeinschaft steht, waren 1945 nur noch einige Quadratmeter Ruine zu sehen. Diese Ruine war einmal das Wohn- und Geschäftshaus der Familie Basten gewesen, dort betrieben die Eheleute Basten einen Gemischtwarenladen im besten Sinne: Die Breberener bekamen hier alles, was sie im täglichen Leben benötigten, von der Gurke über die Strumpfhose bis zur Seife. Und hier war es, wo sich Elisabeth Bomanns und Christian Mobers 1930 kennen lernten.

Elisabeth stammte aus einer kinderreichen Familie im kleinen Nachbarheide, heute ein Ortsteil von Breberen, und arbeitete als Verkäuferin im Laden. Christian, ein Metzgerssohn aus dem Nachbardorf Saeffelen, absolvierte bei der Familie Basten seine Lehre. Dem Vernehmen nach fanden die Beiden rasch Gefallen aneinander, doch der Krieg bereitete aller Romantik ein vorläufiges Ende, Christian wurde zum Wehrdienst eingezogen. Dennoch wurde geheiratet: Im September 1942 führte Christian seine Elisabeth während eines Heimaturlaubs vor den Traualtar.

Der Krieg nahm für das Ehepaar ein glückliches Ende, denn Christian kehrte bereits 1945 wohlbehalten zurück nach Hause. In schneller Folge kamen dann vier Kinder zur Welt: Hans-Joachim, Magdalena, Karl und Wilhelm sorgten für neue Zuversicht nach den schweren Jahren. Zunächst ließ sich das Paar in der Altenburgerstraße mit einem kleinen Geschäft nieder, doch bald kehrten sie an den Ort ihres Kennenlernens zurück.

Sie kauften das Grundstück der Familie Basten und begannen nach und nach, dort ein neues Heim für die wachsende Kinderschar und ein eigenes Geschäft zu erbauen. 1952 war es soweit: Die Familie siedelte mit Sack und Pack in ihr neues Haus am Bredburplatz um.

Vier Kinder und das stete Kommen und Gehen der Kundschaft sorgten für viel Wirbel und emsige Betriebsamkeit im Hause Mobers. Als Verstärkung kam schließlich noch Elisabeths Schwester Hubertine ins Haus, die damit die Familie fürs Erste komplettierte. Christian und Elisabeth standen Tag für Tag hinter der Ladentheke und wogen Mehl und Zucker ab, fischten Heringe und Gurken aus hölzernen Fässern, schnitten Käse und Wurst, berieten die Damen des Dorfes bei der Wahl einer neuen Kittelschürze, sicherten mit feinem Porzellan die Aussteuer der Dorfjugend und hatten sogar duftendes Eau de Cologne oder Kopfschmerztabletten parat. Daneben wurde an der Ladentheke natürlich geplauscht und erzählt, Neuigkeiten und Klatsch ausgetauscht. So wurde das Haus der Familie Mobers einmal mehr zum Mittelpunkt des Dorfes - nicht nur in geographischer Hinsicht.

Die Kinder wuchsen, die Zeiten änderten sich. In einem schleichenden Prozess veränderte sich in den 60er und 70er Jahren auch das Sortiment des Ladens, und aus dem Gemischtwarenladen wurde ein Geschäft für Bekleidung und Heimtextilien - das zur Not aber auch immer noch eine lederne Geldbörse, einen Rosenkranz oder schneeweiße Schützenhandschuhe in den gläsernen Theken feilbot. Zu dieser Zeit reiste Christian mit einem Musterkoffer voller feinster Stoffe durch den Selfkant: Samt, Brokat, Spitze und Florentiner verkaufte er seinen Kunden, und beriet sie so sicher, dass bald ein fester und großer Kundenstamm entstand.

Das Geschäft übergab Christian Mobers 1982 an seinen jüngsten Sohn Willi, der es gemeinsam mit seiner Frau Ludwine und seiner Schwester Magda stetig erweiterte. Jetzt waren es die zahlreichen Enkelkinder, die für Leben im Haus sorgten und Eltern und Großeltern nur wenige Augenblicke der Ruhe gönnten (außer zum täglichen "Önngern" zwischen 13.00 und 14.30 Uhr - da war es bei Strafe verboten, zu Toben). Zur Mittagszeit saßen - inklusive der Angestellten - häufig mehr als zehn Leute an Elisabeths Tisch. Elisabeths Schwester, Hubertine, hatte sich inzwischen als talentierte Näherin erwiesen und erledigte die zahllosen Aufträge jahrelang ganz alleine an ihrer Nähmaschine in der Küche. Zu ihren Füßen waren derweil die Enkel gut aufgehoben - bis sie laufen konnten. Ab dann boten das riesige Haus, der verwinkelte Innenhof und das große Gartengrundstück einen regelrechten Abenteuerspielplatz.

Elisabeth Mobers starb 1991, Christian folgte ihr 2002. Im Frühsommer 2008 ging schließlich eine Ära zu Ende, als auch Hubertine - unsere Tante Tinni - im Alter von 99 Jahren friedlich zu Hause einschlief.

Dieses Haus hat Geburten und Tode erlebt, im Innenhof wurden Hochzeiten und Geburtstage gefeiert, es ist mit jeder Generation gewachsen und verändert sich immer wieder. Das muss es auch, wo doch so viel Leben in seinen Mauern ist - schon immer.